Gletscher und Eis


Gletscher! In langer Zeit im Reich der Kälte entstanden, sich breit gemacht im Tal und immer wieder aufs Neue geformt, gelebt und bewahrt. An den Rändern der Zivilisation gelegen, verbergen sie sich auf unseren Landkarten meist als wenig gepflegte, weiße Flecken, als Orte des „Ewigen Eises“.

Und trotzdem!

Gletscher und Eis, welch starkes Sinnbild des absolut Vergänglichen! So der Zufall es will, erwacht etwas Neues, noch nie Gesehenes und erstrahlt in unserer Gegenwart. Nur kurz gewährt ist die Frist, in der das neu Entstandene in seiner Schönheit lebt und uns ungläubig innehalten, gar erschaudern lässt! Bald wird ein jedes entdeckte Kunstwerk wieder vom Alltag der Natur überprägt und jede materielle Erinnerung aufgelöst sein.

Mit zwei Gesichtern blickt das Eis zu uns. Der Blick des Eiligen erhascht das Oberflächliche einer zufälligen Begegnung. Die volle Schönheit offenbart sich selten in der ersten Sicht oder in der eiligen Beiläufigkeit des Seins. Es bleibt ein Spiel der vorsichtigen Annäherung, des Entdeckens am rechten Ort und Licht. Und dann, mit etwas Glück, findet alles genau an diesem Ort und in dieser Zeit zusammen zu einem neu entstandenen Werk. Als einmalige Schöpfung ins Eis geprägt! In diesen Momenten des Staunens geht das Rundum im Jetzt der Zeit vergessen.

Ein Schwerpunkt dieser Bilder bildet das Oberengadin mit dem Morteratsch- und Roseg-Gletscher. Die hoch gelegenen Täler sind untrennbar mit ihrer umliegenden Bergwelt verbunden. Alles atmet in einem ganz eigenen Licht, in Räumen von Zauber und Farben. Und wer dann noch weiter zu den offenen und lichten Höhen aufsteigt, spürt vielleicht diese eine, ganz besondere, wie vertraute Freiheit.